Bernd Wacker von der Siemens AG ordnete zunächst die hohe Relevanz von Antrieb 4.0 für die Industrie ein und erklärte, warum gerade dieses Forschungsprojekt ein gutes Beispiel für die Umsetzung künftiger, praxisrelevanter Use Cases ist. Zum einen ist das Projekt aus einer langjährigen Vorarbeit entstanden und basiert unter anderem auf dem ZVEI-Whitepaper „Antrieb 2030 – Zwölf Thesen“. Drängende Problemstellungen können damit gut im Projekt adressiert werden. Zum anderen bringt ein Antrieb mit seiner Elektronik, Speicher- und Rechenkapazität und seinem Wissen über den Verbrauch der Kilowattstunden, den bereits geleisteten Betriebsstunden oder möglichen Fehlerzuständen alles mit, um praxisrelevante Use Cases für die Industrie zu veranschaulichen. Die im Projekt geplanten Use Cases „Digitalisiertes Asset Management“ und „Ganzheitliche energieeffiziente Auslegung von Antriebslösungen“ sollen unter anderem zeigen, wie Interoperabilität durch die Verknüpfung der Antriebstechnik in einer horizontalen Wertschöpfungskette dargestellt werden kann.

Warum Digitalisierung ein wesentlicher Innovationstreiber in der elektrischen Antriebstechnik ist, war Thema einer weiteren Diskussionsrunde des ZVEI-Arbeitskreises „Industrie 4.0 Elektrische Antriebe“. Unter dem Titel „Chancen und Herausforderungen der Antriebstechnik durch Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ ging es um das Thema Datenraum und neue Geschäftsmodelle sowie die Energietransparenz und die Auslegung von Antrieben. Die fünf Gesprächspartner Martin Hankel (Bosch Rexroth), Dr. Falk Eckert (Forschungsvereinigung Elektrotechnik beim ZVEI), Lara Schmidt (Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS), Bernd Vojanec (Wittenstein SE) und Bernd Wacker (Siemens AG) sprachen über den zentralen Mehrwert der vertikalen Vernetzung in einer Serviceplattform, wie sie in Antrieb 4.0 umgesetzt wird. So profitiert die Industrie aus technologischer Sicht von der Möglichkeit, über zentrale Systemdaten verfügen zu können und von einer gemeinsamen Semantik, um bspw. heterogene Daten zu fusionieren. Durch die Verfügbarkeit wertschöpfungsübergreifender Services lassen sich aber auch ökologische und ökonomische Vorteile aus dem Forschungsprojekt ableiten. Die Umsetzung praxisrelevanter Use Cases verfolgt zu dem das Ziel, die Effizienz des Antriebssystems einer Anlage zu verbessern, Stillstandzeiten zu reduzieren, die Sicherheit zu verbessern, den Lebenszyklus zu verlängern und zirkuläre Strategien zu ermöglichen. Zudem sollen künftig Antriebssysteme unterschiedlicher Hersteller durch ein vorgegebenes Last- und Bewegungsprofil möglichst energieeffizient ausgelegt werden können. Zum Abschluss der Diskussionsrunde ging es um Synergieeffekte zu Manufacturing X, die aus dem Forschungsprojekt durchaus abgeleitet werden können.

Die beiden Veranstaltungen sind auch hier im Nachgang der Messe über den Livestream abrufbar. Die ersten Projektergebnisse werden auf der SPS in Nürnberg in Form eines Demonstrators verfügbar sein.